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Recycle

Die dritte Säule im Gegenwind

RECYCLE

Die dritte Säule im Gegenwind

Vielleicht hätte dieser geplante Blog zu keinem passenderen Zeitpunkt erscheinen können. Als wir die Planung machten, wollten wir eigentlich über recycelbare Verpackungen sprechen. Doch die Zeit hat uns eingeholt, und wir fühlen uns zunächst dazu berufen, die Frage aufzuwerfen: Können wir diese Verpackungen künftig überhaupt noch recyceln? Mit der Reihe von Insolvenzen in der Recyclingindustrie, gestoppten Bauprojekten und abgezogener Kapazität aus den Niederlanden und der EU läuten die Alarmglocken inzwischen lauter denn je.

Warum immer Recycling?

RE-USE as the Second Pillar

Aber zunächst die Frage: Warum hören wir so viel über Recycling? In der EU-Strategie steht Recycling erst an dritter Stelle, nach Reduce und Reuse. Trotzdem wird die öffentliche Debatte fast ausschließlich vom Recycling dominiert. Warum? Ganz einfach: Weil sich damit Geld verdienen lässt. Recyceltes Material (PCR) ist eine Handelsware, während Reduktion und Wiederverwendung zu weniger Materialeinsatz führen – und für „weniger verkaufen“ sind wir kollektiv allergisch.

Wild West bei Recycling-Claims

Ein weiterer kommerziell getriebener Aspekt ist, dass wir die verrücktesten Verpackungen und Recycling-Aussagen sehen. So hat der „Zwerfinator“ Anfang dieses Jahres eine neue Chips-Verpackung unter die Lupe genommen und herausgefunden, dass die neue Dose mehr Plastik enthält (11 Gramm) als die Tüte, in der die Chips vorher verpackt waren (8 Gramm). Obenauf prangt in großen Buchstaben „Recyclebar“, während die Entsorgungshinweise (klein gedruckt) empfehlen, die Verpackung im Restmüll zu entsorgen. In manchen Gemeinden muss dafür sogar pro Leerung gezahlt werden – womit die gleichzeitig eingeführte Preiserhöhung pro 100 Gramm Chips noch einmal zusätzlichen Rückenwind bekommt.

Regeln sind lästig

und notwendig

Oft beklagen wir uns über Regeln und Vorschriften: „Die Bevormundung aus Brüssel kennt keine Grenzen!“. Aber wenn dies das Ergebnis ist, wenn es keine Regeln gibt, dann fordern wir sie letztlich selbst ein. Denn als Verbraucher wissen Sie nicht mehr, was Sie glauben dürfen. Deshalb begrüßen wir die klaren Entsorgungshinweise, die künftig auf den Verpackungen stehen müssen (Art. 12 PPWR), sowie die Designkriterien für Recycling und die Leistungsklassen der Rezyklierbarkeit (Art. 6, Abs. 4, Buchstabe a). So können Sie eindeutig erkennen, wie gut recyclebar die Verpackung ist, die Sie in Ihren Warenkorb legen.

Eine schöne Vorlage!

Glücklicherweise gibt es auch viele Hersteller, die das Richtige wollen und dies auch tun. Sie bringen Verpackungen auf den Markt, die wirklich für ein besseres Recycling entwickelt wurden. Sie forschen, testen neue Alternativen, investieren in neue Maschinen, beschaffen neue Materialien und führen die verbesserten Verpackungen bei ihren Kunden ein. Großartige Arbeit – aber auch sehr aufwendig. Für diese Hersteller ist es besonders bitter zu sehen, wie unsere Recyclingindustrie ins Straucheln gerät. Denn am Ende haben sie all diese Mühen auf sich genommen – und kaum noch die Möglichkeit, ihre Verpackungen tatsächlich recyceln zu lassen. Eine Verpackung mag noch so gut recyclebar sein: Ohne Kapazität und Absatz ist sie nicht mehr als eine nutzlose Vorlage.

Die besorgniserregende Realität

erfordert Systemveränderung

Gerade jetzt, da die PPWR die Hersteller verpflichtet, Rezyklate einzusetzen (Art. 7) und die Rezyklierbarkeit durch technische Dokumentation nachzuweisen (Anhang VII), steht die Recyclingbranche selbst unter massivem Druck:

  • Recyclingunternehmen in den Niederlanden und Europa gehen insolvent oder ziehen sich zurück.

  • Neue Anlagen werden verschoben oder abgesagt.

  • Die Kapazität sinkt – genau zu dem Zeitpunkt, an dem die PPWR den Einsatz von PCR vorschreibt.

Mit anderen Worten: Hersteller müssen in recycelbare Verpackungen investieren, sehen aber gleichzeitig, wie die Verarbeitungskapazitäten schwinden, und werden so abhängig von PCR aus Ländern außerhalb der EU. Hinzu kommt die unsichere politische Lage: Die Plastiksteuer, die der Recyclingindustrie hätte helfen können, entfällt, und die neue Abgabe auf Müllverbrennung setzt keine Anreize für recycelbare Verpackungen. Statt Verpackungen mit PCR-Einsatz zu fördern, verteuert sie pauschal die Restmüllströme.

Was steht auf dem Spiel?

Recycling kann das Problem niemals allein lösen, ist aber eine unverzichtbare Säule. Es fängt das auf, was wir nicht reduzieren oder wiederverwenden können. Wenn wir die Industrie jetzt zerfallen lassen, stehen wir bald mit Verpackungen da, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und technisch recyclebar sind – aber ohne Kette, die sie tatsächlich verarbeiten kann. Das ist das eigentliche Risiko: ein Kreislaufsystem in der Theorie, das praktisch nur mit Hilfe von Ländern außerhalb der EU funktioniert. Die Industrie so lange am Leben zu erhalten, bis wir sie wirklich brauchen, wird weniger kosten, als die verlorene Kapazität später wieder aufzubauen. Doch bisher scheint niemand bereit, diese Entscheidung klar zu vertreten.

Fazit

Die kommenden Monate werden entscheidend für die Recyclingbranche in den Niederlanden und Europa sein. Wird investiert und abgesichert – oder verlieren wir weiterhin Kapazitäten, die wir dringend benötigen werden?

Welche Signale sehen Sie in Ihrer Branche oder Ihrem Markt? Können Sie noch auf PCR setzen oder machen Preis und Verfügbarkeit dies unmöglich? Teilen Sie bitte Ihre Einschätzungen – denn dieses Gespräch muss JETZT geführt werden.